- Lu Thome
1. Warum bin ich hier....
2. Habe ich Angst vor dem Tod...
3. Führe ich ein erfülltes Leben
….habe ich mich bisher noch nie gefragt
Darauf gestoßen bin ich, als mir Stephie ... das Buch "Das Café am Ende der Welt" von John Belecky zum Lesen gegeben hat...
Ich kann Euch dieses Buch wärmstens empfehlen und Eure Meinung kennenlernen ... gerne könnt Ihr mir diese mailen oder - noch besser! - in einem persönlichen Gespräch vertiefen... (bei Kaffee und Kuchen!!!! ;-)
….im Innersten dachte ich bestimmt, Gott hat einen Plan, auch mit mir....dementsprechend ließ ich mich durchs Leben treiben – oder gar tragen – vertrauend und das nun seit fast sechs Jahrzehnten.
….habe ich in den letzten Jahren bemerkt, dass sich was geändert, ich fühle alles noch bewusster...
….auch gibt es immer wieder liebe Menschen die mir von Zeit zu Zeit Bücher schenken mit Inhalten und Wahrheiten, die ich z.T. schon lebe, mich auf meinem Weg bestätigen und mir gut tun...
….habe ich mich vor nun schon 16 Jahren von meiner Frau getrennt, aber danach noch viele Jahre gebraucht um mich selbst zu fühlen und zu lieben, die Zeit kam und nun ist sie da...ich darf viele Dinge ganz bewusst erleben und auf dieser Lebens-Reise liebe Menschen mitnehmen...
“Das Bessere ist eine andere Art des Guten“ (von mir)
Vor 7 Jahren spürte ich, dass ich bereit dafür war etwas Neues zu beginnen – es war ein leichter und glücklicher Augenblick und diese Leichtigkeit ist mir bis heute geblieben, hat sich noch gesteigert, ist mir bewusst geworden....
Seit ich weiß warum ich hier bin, tue ich was immer ich möchte, mit Freude und Engagement Menschen kennenlernen, für sie da zu sein, zuhören, austauschen und mit meiner Art die Dinge des Lebens zu sehen, anzuregen, nachzudenken/fühlen...
Mein Schlüssel zu meinem Herz und das der Menschen die mir begegnen ist dabei absolut meine Musik....
Im Moment fühle ich den Zweck meiner Existenz erkannt zu haben...
….durch die Musik kann ich so viele Emotionen transportieren und die Herzen der Menschen, denen ich in großer Zahl in den letzten Jahren begegnet bin, öffnen...
wunderbare Gespräche entstehen und münden in einer fühlbaren Ehrlichkeit und Vertrautheit -
es gibt so viele Menschen die darauf warten und sich dann auch öffnen...
….für mich gesehen tue ich nicht mehr was die meisten Menschen tun, höre auf mich, stelle viele Fragen, schütze mich vor zuviel Information, lebe meine Intuition...
so wie die Meeresschildkröte, nicht gegen die Welle schwimmen, die Position halten, um dann im richtigen Moment die Strömung zu nutzen, um mit wenig Anstrengung die Kräfte des Lebens zu nutzen.
Seit ich das tue was ich wirklich möchte – habe ich sehr viel Zeit, kann ohne schlechtes Gewissen herumträumen, muss nicht 'ne Menge Geld verdienen um all die “Töpfe“ zu bedienen wie Tilgung der Immobilie, mehrere Reisen im Jahr, teure Hobbys, etc....
….ich lernte eine wirkliche Bescheidenheit bei meinem brasilianischen Gitarrenlehrer, Oscar Ferreira aus Sao Paulo, dem ich auch musikalisch sehr dankbar bin, ein Schlüsselerlebnis, das 7 Jahre dauerte...
Hier passt auch die Geschichte vom Manager und dem Fischer, der nur soviel angelt um davon leben zu können, dann aber sehr viel Zeit “übrig“ hat für die Dinge die ihn auch noch bewegen...
er lebt nach dem Prinzip “lebe jeden Tag als wäre es Absicht“
Ich möchte in meinem Leben auch nichts mehr auf später oder irgendwann verschieben, sondern jederzeit erleben, erledigen, genießen, wahrnehmen, lernen und mit Freude sagen können – und ich kann es – ich habe keine Angst vor dem Tod, denn ich fühle mich zufrieden und erfüllt....
und dieses Gefühl macht alles leicht, ich glaube an mich, und die Menschen, denen ich begegne, spüren das und reagieren darauf, indem sie mir relativ schnell sehr aufgeschlossen nahe kommen, was bei mir wieder zu großer Dankbarkeit und Freude führt.
PZ-Ausgabe vom 04. Sept. 2010 :
Der „Guitarrista“ aus der Goldstadt
Der hagere, zerbrechlich wirkende 59-jährige Mann mit der markanten Nase, großen Füßen und langen Fingern trägt auf der Bühne meist ein weißes Hemd, schwarze Versace-Jeans und Socken von Pierre Cardin. Die halblange Fö
hnfrisur mit der hohen Stirn erinnert an einen gealterten Prinzen aus vergangener Zeit. Der Schnauzbart lässt sein schmales, kantiges Gesicht maskulin wirken. Über sich sagt der Sänger und Gitarrist Lú Thome aus Pforzheim: „Ich bin kein Musiker, ich führe ein ganz normales Leben“. Mit einem Augenzwinkern setzt er nach: „Ich habe in den Spiegel geschaut und festgestellt: Wer so hässlich ist wie ich, der muss Musik machen, um bei den Frauen anzukommen“.
Bewundert wird Lú Thome wegen seiner ehrlichen, offenen Art und seinen einfühlsamen Musikinterpretationen nicht nur von Frauen. Seine von Jazz, Swing und Latin geprägten Konzerte sind sehr gut besucht. Er lebt ganz bewusst hier und jetzt von der Musik. Nicht nur, weil er ausgefallene Spielstätten wie alte Bahnhöfe und ehemalige E-Werke nutzt und hier Kunst und Geschmackserlebnisse in Häppchenform serviert. Der Musiker lebt seine Visionen und lässt die Gäste an seiner außergewöhnlichen Lebensreise teilhaben.
Wie an den Fäden eines Puppenspielers lässt Lú Thome seine Zuhörer im Klang seiner akustischen Gitarre treiben und träumen. Dabei überträgt er mit Texten und Gesprächen Emotionen und öffnet die Herzen. Die Events sind von einer Unbeschwertheit, die seine Besucher fast gierig in sich aufnehmen. Die Atmosphäre ist entspannt, vertraut – man duzt und kennt sich.
„Ich habe alles erlebt“
Nachts im Bett lässt Lú Thome den Tag Revue passieren und denkt: „Wenn ich jetzt sterbe, ist es in Ordnung, ich habe alles erlebt“. Immer weiter feilt er trotzdem penibel an seinem Image und überlässt nichts dem Zufall. Verpflichtungen von Schauspielern wie Walter Sittler oder Suzanne von Borsody, international bekannten Profimusikern wie Libor Sima, Mini Schulz und Obi Jenne gehören zum Tagesgeschäft. Regionale Künstler wie Didier Beyer und diverse Mundartdichter gehen bei ihm ein und aus.
Dabei begann die außergewöhnliche Karriere des Ludwig „Lú“ Thome zunächst als Außendienstmitarbeiter einer Pforzheimer Schmuckfirma, gutbürgerlich und verheiratet. 25 Jahre fuhr er mit schickem Geschäftswagen durch die Republik, die Dienstreisen führten ihn bis nach Japan. Dann jedoch beschloss er, als mittlerweile 51-jähriger Prokurist, zu kündigen. Lebensschwerpunkt sollte die Musik werden.
„Ich bin kein Planer und ein bisschen verrückt“, stellt der Vegetarier und zwischenzeitlich geschiedene Vater von zwei erwachsenen Söhnen fest. Dabei hält er ein Knie angezogen und gestikuliert heftig. Das Schlüsselerlebnis für seinen inneren Wandel fiel viele Jahre zuvor bei einem Konzertbesuch. „Ich hörte brasilianische Gitarrenmusik und Lieder auf höchstem Niveau und war verzaubert und berührt zugleich“, erinnert er sich.
Brasilianische Lieder
Selbst zugetraut hatte er sich diese Melodien nie, wie er sagt. Doch er suchte beherzt den Kontakt zum brasilianischen „Guitarrista“ Oscar Ferreira aus Sao Paulo, nahm zeitweise bei ihm Unterricht und studierte die ihn fesselnden Lieder ein. „Auf den Autofahrten hörte ich Oscars brasilianische Stimme auf Tonband“.
Lú Thome lernte nebenbei „ohne Druck“. Mit der Zeit umfasste sein Repertoire 200 brasilianische Stücke. Musik spielte in seinem Leben schon immer eine Rolle. Nach seiner Jugendband „Snoopies“ gründete er zusammen mit dem russischen Pianisten Sasha die „Lú-Sa-Band“. Mit zwei befreundeten Pädagogen das Musikkabarett „Dreiklang“ sowie das „Trio de Janeiro“. Sein Steckenpferd, das „Primavera Projekt“, stellt er je nach Verfügbarkeit verschiedener Profimusiker aus ganz Deutschland zusammen.
Ungewöhnlich ist seine Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Devise für alle großen und kleinen Nachwuchskünstler heißt: „Wenn ihr etwas vortragen wollt, spielt an meinem Geburtstag vor meinen Gästen“. Davon tummeln sich dann reichlich im alten E-Werk in Eutingen. Tür und Tor öffnen sich für die Jugend, der Teppich für Kontakte im Musik- und Kunstbereich liegt ausgerollt vor ihnen. „Ich verknüpfe, schmiede und motiviere sie“, sagt Lú Thome nachdenklich „vielleicht auch, weil ich es selbst als Kind nie so erfahren habe“.
Auf seinem Lebensweg traf er auf Hindernisse. Die Schule lief schleppend. Der Vater machte sich nach der Geburt seines vierten Kindes davon. Als Ältester nahm der Neunjährige eine wichtige Stellung in der zurückgebliebenen Familie ein, kümmerte sich um seine Geschwister und stand der Mutter bei. Heile Welt sieht anders aus. „Es gab kein Lob und keine Kritik“.
Später, nach Ausbildung zum Großhandelskaufmann und Wehrdienst, holte er seinen Realschulabschluss und die Fachhochschulreife nach. „Bei mir dauert halt alles ein bisschen länger“, berichtet er. Seinen Vater traf er erst wieder, als dieser 70-jährig auf einem Familiengeburtstag sang. Manchmal konzertieren der heute 84-jährige Vater und sein Sohn zusammen. Auch vor Weihnachten, wenn das alljährliche Konzert „Nacht der leisen Lieder“ von „Trio de Janeiro“ auf dem Programm steht. Die Erlebnisse seiner Kindheit sind ihm in Erinnerung. Mit dem Vater darüber sprechen kann er nicht.
Erleben, genießen, wahrnehmen
Auf Trauerfeiern trösten die leisen Töne des Lú Thome, der mit seiner angenehmen weichen, warmen Stimme immer den richtigen Ton trifft. „Beim ersten Mal auf dem Friedhof haben mir meine Knie gezittert“, erzählt er. Der jung Verstorbene war ein Freund des musikalischen Kabaretts „Dreiklang“. „Ich dachte mir, er schaut einfach von oben zu, was wir machen“.
Vor seinem eigenen Tod hat Lú Thome, wie gesagt, keine Angst. Er ist angekommen, zufrieden mit sich und mit seinem Leben. Das Motto „lebe jeden Tag als wäre es Absicht“ hat er sich zum Ziel gemacht. Er möchte jederzeit erleben, genießen, wahrnehmen, lernen und nichts auf später oder irgendwann verschieben. Lú Thome glaubt an sich und die Menschen, denen er begegnet. „Dieses Gefühl macht alles leicht“. Spricht es und macht sich mit seinem Kleinwagen samt Gitarre auf den Weg ins Pforzheimer Hospiz: „Ich singe heute für einen lieben Freund. Vielleicht zum letzten Mal“. Sabine Ries
„Heute bin ich erstaunt darüber, dass es so lange dauerte, bis ich mich selbst entdeckte.“